Die neue Stadtbibliothek Chur öffnet mit open+ 100 Stunden in der Woche
Die neue Stadtbibliothek Chur öffnet mit open+ 100 Stunden in der Woche
Die Neueröffnung der Stadtbibliothek Chur im ehemaligen Postgebäude, einem denkmalgeschützten Prachtbau im Stadtzentrum, ist ein gelungenes Beispiel für die Vereinbarkeit von modernster Technik, zeitgemäßem Wohlfühlambiente und historischer Bausubstanz. Herausragend ist der Einsatz von bibliothecas open+ Lösung, mit der Chur seine wöchentlichen Öffnungsstunden von 50 auf 100 erweitert hat. An sieben Tagen in der Woche von sechs bis 22 Uhr ist die Stadtbibliothek nun geöffnet. Als erste Bibliothek der Schweiz verwandelt sie sich frühmorgens, abends und sonntags in eine Open Library. Die Kernzeiten von 10-19 Uhr wochentags sowie samstags bis 16 Uhr sind mit Personal besetzt.
Neue Zielgruppen
Bibliotheksleiterin Julia Wäger bringt den Erfolg des Open Library Modells auf den Punkt:
„In unserem Alltag sind wir es gewohnt, Angebote genau dann zu nutzen, wenn wir Zeit und Lust dazu haben. Es ist eine große Chance für Bibliotheken, wenn sie sich der veränderten Lebensbedingungen der Gesellschaft bewusst sind und diese in ihr Konzept integrieren. Mit der erweiterten Öffnung sind wir für ganz neue Zielgruppen attraktiv geworden und haben seit der Neueröffnung viele neue Kund*innen gewonnen.“
Ein Vergleich der Besucherzahlen von November 2018 bis Januar 2019 – explizit auf die open+ Zeiten beschränkt – nennt klare Favoriten: Monatlich werden über 600 Logins erfasst. Tendenz steigend. Da einige der Besucher zu zweit oder gleich mehrköpfige Familien kommen, sind die tatsächlichen Eintritte sogar entsprechend höher. Am Sonntag, durchgehend ohne Personal geöffnet, ist die Besucherfrequenz im Vergleich zu den anderen Tagen am höchsten. Die Besuche am Samstag haben über die vergangenen Monate leicht zugenommen und nähern sich den Sonntagswerten. Unter der Woche haben sich die frühen und späten Randzeiten als die beliebtesten Eintrittszeiten herauskristallisiert. Die Stunden von 9-10 Uhr und 19-20 Uhr sind die absoluten Spitzenreiter.
Die zentrale Lage der Bibliothek und der großzügige Raum des Neurenaissance-Baus mit attraktiven, hohen Fenstern sind zweifellos ein Gewinn. „Nicht nur nachts wirken unsere großflächigen, hell erleuchteten Fenster einladend auf die Passanten.“ Julia Wäger ist froh, dass das Bibliothekspublikum dem Raum an sich und dem gesamten Inventar in jeder Hinsicht Respekt zollt:
„Während der Open Library Stunden wurde bislang nichts beschädigt oder gestohlen. Sicher trägt die offene Raumstruktur und die bewusste Innenraumgestaltung zur hohen Wertschätzung bei. Unsere Besucher fühlen sich wohl und damit sicher.“
Das Bewusstsein, das lediglich Bibliothekskunden mit dem Login am Entry Panel Zutritt zu den personalfreien Stunden erhalten, schafft zusätzlich ein sicheres Gefühl.
Hohe Akzeptanz der neuen Technik
Auch die Bibliotheksausstattung ist mit RFID technologisch auf dem neuesten Stand. Zwei freistehende selfChecks 1000 mit Bezahloptionen, ein in eigenes Mobiliar integrierter Selbstverbucher, RFID-Gates am Eingang und eine flex AMH Rückgabeanlage plus Fünf-Wege-Sortierung sorgen für eine reibungslose Selbstbedienung und effiziente Abläufe. Viele Benutzer schätzen es sehr, ihre Medien einfach auf dem Weg zum Einkaufen noch schnell in den Rückgabeschacht werfen zu können.
„Die Selbstverbuchung ist äußerst komfortabel und wird von Groß und Klein gern genutzt,“ kommentiert Julia Wäger. Die Bibliothekarin freut sich, als sie einen Senior beobachtet, der seiner Begleitung geschickt erklärt, wie Bücher eigenhändig ausgeliehen und zurückgegeben werden können. „Es ist schön, dass die Bibliothek von allen Generationen besucht wird,“ sagte die Bibliotheksleiterin. „Die Bibliothek als Ort, als Treffpunkt an so einem Ort in Chur, hat eine große Bedeutung.“
Ein Dritter Ort in bester Stadtlage
Nachts kommen Studierende, da sie sich in der Bibliotheksumgebung besser konzentrieren können. Berufstätige überbrücken in der Bibliothek freie Zeit zwischen Job und Sport. Familien nutzen das Angebot am Wochenende. Die neue Bibliothek versteht sich als moderner Dritter Ort. Die Architekten des Büros Maurusfrei haben dem Innenraum eine schlichte, moderne Ästhetik verliehen. Zwanzig Prozent der Gesamtfläche sind als Aufenthaltsfläche vorgesehen. Entstanden sind heimelige Nischen zum Lernen, gemütliche Sofalandschaften zum Chillen, bequeme Sessel an der hellen Fensterfront für die Zeitungsleser. Die Bücherregale sind auf Rädern, um den Raum flexibel für Veranstaltungen nutzen zu können. Das vielfältige Medienangebot findet auf fast 1.000 Quadratmetern ausreichend Platz. Knapp 60.000 Bücher, DVDs, Hörbücher, CDs und Spiele stehen rund 45.000 Bürgern aus Chur und den umliegenden Gemeinden zur Verfügung.
Als das ursprüngliche Postgebäude mit der schönen Sgraffito-Fassade im Jahr 2016 frei wurde, war es der Stadtregierung ein großes Anliegen, das repräsentative Gebäude von 1904 mit einer Institution zu belegen, die sinnvoll und relevant für die ganze Gemeinde ist. So fiel der Blick sehr schnell auf die öffentliche Bibliothek. Mit dem Umzug wurden die beiden früheren Bibliotheksstandorte Aspermont und Arcas, die Ludothek sowie die interkulturelle Bibliothek Vossa Lingua am prominenten Standort zusammengelegt. „Der Umzug in die Grabenstraße entsprach einer klaren Aufwertung der Bibliothek, die sich nun in bester Lage mitten im Stadtzentrum befindet,“ schildert Julia Wäger die damalige Planungsphase. Ein Planungsteam aus Mitarbeitern der Stadt und der Bibliothek entwickelten gemeinsam mit dem Soziologen Meinhard Motzko ein überzeugendes Konzept, das von Anfang an eine Open Library vorsah. Laut Motzko fungieren Bibliotheken als gesellschaftliche Problemlöser; vor allem die zukunftsweisende Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen hat er bei seinen Konzepten im Blick.
In Anlehnung an die ursprüngliche Nutzung wurde eine kleine Posttheke in die Bibliothek integriert. So lernen die Postkunden unweigerlich auch die Bibliothek kennen. Ein geplantes Café unter demselben Dach ergänzt das Angebot fortschrittlich und bedarfsorientiert.
Die Zukunft
Die Erwartungen unserer Internet-fokussierten Informationsgesellschaft wandeln sich. Das Nine-to-Five-Modell ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr gehört ein 24/7-Service in vielen Lebensbereichen nahezu zum Alltag. Auch wenn die Stadtbibliothek Chur eine Öffnung rund-um-die-Uhr noch nicht praktiziert, ganz ausschließen tut sie es nicht. Julia Wäger dazu: „Wir werden beobachten, wie sich das Interesse unserer Kund*innen zukünftig entwickelt. Falls sich abzeichnet, dass Bedarf an einer zunehmend längeren Öffnung, beispielsweise bis Mitternacht, besteht, wäre es ohne zusätzlichen Aufwand ganz einfach möglich aufzustocken. Die notwendige Technik bietet die erforderliche Flexibilität und alle anderen Vorkehrungen sind ja bereits getroffen.“
Fotos © Christoph Zindel. Stadtbibliothek Chur. Bundesamt für Bauten und Logistik, Bern, Bauten Inland III (von Laura Schuppli) 1905. Video © TV Südostschweiz. Beitrag vom 26.03.2019
„In unserem Alltag sind wir es gewohnt, Angebote genau dann zu nutzen, wenn wir Zeit und Lust dazu haben. Es ist eine große Chance für Bibliotheken, wenn sie sich der veränderten Lebensbedingungen der Gesellschaft bewusst sind und diese in ihr Konzept integrieren. Mit der erweiterten Öffnung sind wir für ganz neue Zielgruppen attraktiv geworden und haben seit der Neueröffnung viele neue Kund*innen gewonnen.“
„Während der Open Library Stunden wurde bislang nichts beschädigt oder gestohlen. Sicher trägt die offene Raumstruktur und die bewusste Innenraumgestaltung zur hohen Wertschätzung bei. Unsere Besucher fühlen sich wohl und damit sicher.“
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